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EinBlick(e) des Leistungskurs Sport hinter die Mauern der JVA

Datum : 13.02.2024

Kurzbeschreibung: Erlebnisbericht vom Leistungskurs „Sport“ des Nicolaus-Kistner-Gymnasium in Mosbach

Schon zu Beginn der Kursstufe 1 war von unserem Fachlehrer Herrn Kromer eine sportliche Begegnung in der Justizvollzugsanstalt Adelsheim geplant. Da sowohl im Leistungskurs, als auch in der JVA Sport eine wichtige Rolle spielt, war es unserem Lehrer ein Anliegen, die beiden unterschiedlichen Orte und Menschen mit Hilfe der Liebe zum Sport zu verknüpfen. Dies ermöglichte nicht nur uns fördernde Einblicke mit praktischem Aspekt, sondern war gleichzeitig eine ersehnte Abwechslung für die Inhaftierten. Nun war also endlich der Zeitpunkt gekommen und wir waren als Sport Leistungskurs nach monatelangem Technik- und Taktiktraining bereit, auf die Häftlinge in Adelsheim zu treffen. Am 14. Dezember 2023 machten wir uns also direkt von der Schule auf den Weg nach Adelsheim, wo wir von unserem Sportlehrer und seinen Kollegen, Herrn Link und Herrn Kern, freundlich empfangen wurden.
Auf einer kurzen Führung über das Anstaltsgelände beantwortete Herr Link alle unsere neugierigen Fragen bezüglich dem Leben der Häftlinge hinter den Mauern. Bereits hier wurde klar, dass sportliche Angebote hier ein wichtiger und beliebter Zeitvertreib sind. Die beiden anwesenden Nachwuchsfußballer staunten besonders über den Kunstrasenplatz der JVA.
Umziehen und Aufwärmen in Zweierpaaren waren schnell erledigt, während Herr Kromer die erste Gruppe der Jugendstrafgefangenen abholte und in die Halle brachte. Zunächst war die Atmosphäre etwas angespannt, da das eine noch nie dagewesene Situation für uns SchülerInnen war. Beim Einschlagen wurde dann schnell klar, dass nicht nur wir die intensiven Praxisstunden bei Herrn Kromer genossen hatten, auch unsere Gegner konnten druckvoll angreifen.
Ein wenig eingeschüchtert und unkonzentriert begannen wir den ersten Satz und unsere Aktionen wirkten oft zufällig und unkontrolliert. Hinzu kamen Kommunikationsprobleme und Leichtsinnsfehler, was dazu führte, dass wir den ersten Satz gegen die Häftlinge verloren.
Natürlich wusste Herr Kromer, dass wir das bei Weitem besser können und motivierte uns in der Satzpause aufzuwachen und Gas zu geben, was wir dann auch mit spürbar mehr Selbstvertrauen umsetzen konnten. Trotz schwieriger Angaben und gezielter Angriffe der Häftlinge konnten wir durch Technik und Zusammenspiel den zweiten und den dritten Satz d somit das Spiel für uns entscheiden.

Nach diesem anstrengenden ersten Spiel stellten Herr Link und Herr Kern uns und den Gefangenen stärkende Snacks und Getränke zur Verfügung und wir hatten Zeit, uns mit den anwesenden Häftlingen zu unterhalten. Wir erfuhren spannende und überraschende Sachen, sowohl über das Leben der Jugendlichen vor ihrer Inhaftierung, als auch über das Leben als verurteilter Straftäter innerhalb der Gefängnismauern und inwiefern die Zeit dort einen Menschen und seinen Charakter prägen kann. Dann war auch schon die Zeit gekommen und wir mussten uns von dieser ersten Gruppe verabschieden. Herr Kromer führte die Gruppe zurück auf ihre Hafthäuser und holte auf dem Rückweg die zweite Gruppe ab. Da wir nun bereits mit dem Ablauf vertraut waren und diese zweite Gruppe auch extrovertiertere Eigenschaften aufwies, verlief das Aufwärmen um einiges entspannter und lockerer. Auch das Spiel war nicht nur von Taktik und Ehrgeiz geprägt und es kamen einige schöne Spielzüge zustande. Beide Teams hatten so viel Spaß, dass wir gemeinsam die beiden Sportbeamten und Herrn Kromer zu einem weiteren Satz überreden konnten, der letztlich zu unserem Sieg führte. Wie schon mit der ersten Gruppe hatten wir auch mit diesen Häftlingen interessante Gespräche nach dem Spielende, während wir gemeinsam aßen.
Die Sonne war schon lange untergegangen und der Gefängnistag für uns ging langsam dem Ende entgegen. Wir verabschiedeten uns von Herrn Link und Herrn Kern und Herr Kromer dankte den beiden und überreichte jedem ein süßes Dankeschön. Erschöpft, aber mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen verließen wir die Anstalt und traten den Heimweg an.

Alles in allem hat uns diese Begegnung in vielen Bereichen neue Perspektiven erkennen lassen. Anders als erwartet prägte uns diese Exkursion nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch auf sozialer, moralischer und emotionaler Ebene. Wir erkannten, dass unsere fünf Stunden Sport in der Woche, die wir als selbstverständlich ansehen und die uns manchmal nur die Augen rollen lassen, für die Jugendstrafgefangenen der JVA ein ersehntes Geschenk wären. Außerdem durften wir erfahren, dass Sport die unterschiedlichsten Welten zusammenführen und verbinden kann, wobei andere Aspekte als die sportlichen Eigenschaften eines Menschen für einen Augenblick jegliche Bedeutung verlieren. Sport verbindet, ganz egal, welche Altersgruppe oder Nationalität, welcher Bildungsstand oder welche Vorgeschichten und er bietet die Möglichkeit, sich auf Augenhöhe zu begegnen und uns durch unsere Fähigkeiten beweisen zu können.
Für diese Erkenntnis möchten wir, der Sport Leistungskurs der Kursstufe 2 des Nicolaus-Kistner-Gymnasiums, uns nochmals herzlich bei der JVA, besonders Herrn Link und Herrn Kern für ihre Kooperation sowie Herrn Kromer für die Ermöglichung dieser Veranstaltung bedanken.

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